Montag, 16. November 2015

Wir rotten uns alle gegenseitig aus

Das war mein Kommentar in der 10. Klasse auf die Frage meines damaligen Deutschlehrers, wo denn der Rest der ganze Klasse ist, als wir nur zu 8. in seinem Unterricht waren. Es ging gerade eine Erkältungswelle herum und irgendwie haben wir uns alle gegenseitig angesteckt.
Da hat er gelacht. Den ganzen Unterricht lang und bis zum Ende der 12. Klasse, als ich schon längst einen neuen Deutschlehrer hatte. Immer wenn wir uns auf dem Gang getroffen haben, hat er mich darauf angesprochen. Wie gut das doch sei. Was ich da gesagt habe.

Wir rotten uns alle gegenseitig aus.

Irgendwann später habe ich dann kapiert was ich da gesagt habe. Wir rotten uns alle gegenseitig aus. Nicht mit Erkältungsviren, sondern mit Hass, der Xenophobie, dem nicht endenden Streben nach Macht, dem Konsumwahn, der Intoleranz und dem Egoismus.

Wir ändern unser Profilbild im Facebook zu einer Frankreichflagge um Solidarität zu zeigen, sind gegen die Verbrecher, die man auf gar keinen Fall Menschen nennen darf, die nichts von Moral und Menschenrechten wissen und tagtäglich im nahen Osten gleiches vollziehen wie in Paris, aber irgendwie tun wir nichts dagegen

Was kann man den schon selbst machen?
Ist es sinnvoll, jeden Montag in einer Menschenmasse, einer anderen Menschengruppierung (Masse ist da nicht ganz treffend) gegenüerzustehen, getrennt von einer Kette von Polizisten und ein paar Absperrungen und DANN darauf loszuschreien, wie scheiße die Nazis doch sind und dass Refugees welcome sind?

Ein neues Profilbild kann das auch nicht ändern. Ebenso wenig die Bundeswehr. Die Bundeswehr mit ihren tollen Plakaten in der Stadt. Überall sieht man nur noch Camouflage und Sprüche wie "Krisenherde löschst du nicht durch abwarten und Tee trinken."
Ja, aber SO wird das auch nichts.

Wie lange ist die BW schon dort?
Wurden die Terroranschläge JEMALS besiegt?
Wie viele wirkliche Terroristen konnten "unschädlich" gemacht werde?
Wie viele Zivilisten sind bei Armeeaktionen umgekommen?
Wie viele Soldaten sind eines sinnlosen Todes gestorben?

Ja, man löscht keinen Krisenherd mit abwarten und Tee trinken, aber ein Feuer löscht man auch nicht, indem man für noch mehr Feuer sorgt. Feuer kann so leicht außer Kontrolle geraten.
Das Feuer ist doch schon außer Kontrolle geraten.

Wer kämpft jetzt gegen wem?
 Wer kämpft mit welchen Waffen und wo?
Woher habe die Terroristen ihre Waffen und woher haben die, die den Terroristen die Waffen verkaufen die Waffen her?

Irgendwo sickert immer etwas durch. Irgendwo gibt es Amerikaner, Russen, Deutsche, wer auch immer, die mal eben dem "moderaten Rebellen" die Waffe in die Hand drücken, weil sie auch gegen das sind, wogegen die Armeen kämpfen.
Aber irgendwie muss ja das Gewehr aus der Hand des deutschen Soldaten in die Hand des IS Kämpfers kommen. Niemand will es gewesen sein.

Und was ist mit den tollen Supermächten, die ja jetzt alle den gleichen "Feind" haben?
Was ist mit der immer noch bestehenden Bipolarität zwischen Russland und den USA?
Wer ist jetzt der Gute, wer der Schlechte?
Interessiert das überhaupt?
Oder hat das gerade überhaupt zu interessieren?
Hat das schon jemals so wirklich interessiert?

Ich sehe einen Putin und einen Obama, die sich bei einer Krisenbesprechung, wie man die Menschheit eventuell noch retten kann, nicht einmal die Hand reichen. Eine Kanzlerin, die zwischen den Stühlen steht und sich entscheiden muss, wie sie jetzt handeln soll, aber irgendwie selbst nicht mit der ganzen Situation zurechtkommt.
Das kann niemand.

Was ist jetzt richtig?
Was sollen wir tun?
Gibt es irgendwann ein Ende?
Ein Ende in Frieden?
Ein Ende mit einem ganz großen Knall und alle sind tot?
Gibt es vielleicht doch einen Gott und diese Welt in der wir leben ist ein das ewig andauernde Fegefeuer, als Strafe dafür, dass die Menschen schon immer schlecht sind?
Wird es einen dritten Weltkrieg geben?

Ständig diese Fragen und ständig das Wissen, dass man selbst eh nichts ändern kann. Was getan wird sagen die anderen und auf einen Mob wütende Menschen hört eh niemand. Dabei bin ich nicht wütend. Ich bin einfach nur schockiert wohin es mit dieser wundervollen Welt gibt, mit so vielen Wundervollen Menschen, Ländern, Kulturen und Sprachen. Schockiert darüber wie alles zerstört wird.

Schockiert darüber, wie wir uns alle gegenseitig ausrotten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen