Samstag, 14. März 2015

Der Kampf Nr. 3: Heimspiel! - Heimvorteil!? (Teil 3)

Sooo, das obligatorische Warten war dann angesagt.
Eigentlich will ich gar nicht warten. Ich will gehen. Oder hmm, vielleicht doch warten? Mal sehen, was sie sagen. Vielleicht sagen sie ja, was ich in der zweiten Runde besser machen soll? :D

Dieses Mal war das Warten viel länger als sonst, aber irgendwann wurde ich hinein gebeten.
Ohje, da sitzen sie am Tisch. Schauen mich an; den Blick konnte ich nicht wirklich interpretieren. Mitleidig, genervt, entsetzt (wie soetwas wie ich überhaupt auf die Idee kommen kann, eine Bewerbung für eine Schauspielschule abzuschicken) ooooder vielleicht einfach nur betont ausdruckslos?
Ich war verunsichert.

Herr Rammler gab mir ein Zeichen, dass ich mich setzen soll.
"Wir haben heute entschieden, Sie nicht in die zweite Runde weiterzulassen."
Hm. Okay. Darf ich jetzt gehen?
Nein, durfte ich nicht, ich habe auch nicht wirklich gefragt, ob ich jetzt gehen darf, aber ich hätte es besser tun sollen...

Kein "leider", kein, "es tut uns Leid", kein aufmunternder Blick von wegen, "probieren Sie es doch woanders" oder "vielleicht beim nächsten mal". Nichts.
Herr Rammler ist auf einmal vom symphatisch kautzigen Schauspieler im dunkelgrauen Rollkragenpullover, der an einer der rennormiertesten Schauspielschulen Unterricht gibt, zum süffisanten, großkotzigen, Dozenten mit Doppelkinn geworden, der seine Überlegenheit gegenüber der Bewerber, die das allerletzte Glied der Kette sind, sofern sie schon zur Kette gehören, gerne auslässt und sie zwischen seinen Fingern zerquetscht, wie eine Fliege, die aber noch halb am Leben ist, nun auf dem Boden herumkriecht und niemand sie endgültig erlöst.

Was ist passiert?
Naja, es hagelte an Kritik, aber keine Kritik von der Sorte, mit der man etwas anfangen kann; nach der man hinausgeht und weiß, was nicht so cool war und was man vielleicht verbessern könnte.
Ich sei für professionelles Schauspiel ungeeignet. Die Art von Schauspiel die ich betreibe, würde an ihrer Schule nicht gelehrt.
Okay, inwiefern bitte? Was hat Ihnen denn nicht gefallen? Woran macht er fest, dass gerade ich für "professionelles Schauspiel" nicht geeignet bin?
Alles Fragen, die ich mir im laufe des Tages gestellt habe, aber natürlich kam keine Antwort darauf, oder eine Begründung oder ähnliches. Weiterhin hat er sich noch etwas abfällig (so wie man das dem Untertext entnehmen konnte) über das Theatrium geäußert.
Was alles er genau gesagt hat, weiß ich nicht mehr.

Ich bin fertig.

Freitag, 13. März 2015

Der Kampf Nr. 3: Heimspiel! - Heimvorteil!? (Teil 2)

Nachdem mein Name aufgerufen wurde, gab man mir zwei Zettel und schickte mich in einen anderen Raum. Der wurde mit der Zeit immer voller mit Bewerbern und zum Schluss kamen die Dozenten. Eine Sprecherzieherin und ein Dozent für Schauspiel (logischerweise). Dabei war der Schuaspieldozent der gleiche, mit dem ich mich schon zum Tag der offenen Tür unterhalten habe. Ich fühlte mich total zuversichtlich; erst das Glück trotz Zuspätkommen alles geschafft zu haben, Herr
Rammler in meiner Kommission, der mir damals einen total symphatischen Eindruck gemacht hat, dass ich so viele bekannte Gesichter wiedergesehen habe (neben C. und L. natürlich noch M., eine andere Mitstreiterin, die auch zum Tag der offenen Tür da war und Sylvi von der Ernst Busch, die auch dieses Mal in meiner Kommission war. Aber sie war die einzige Bekannte, in meiner Kommission.) und dann noch eine andere Mitstreiterin, die von meiner Rollenauswahl irgendwie so etwas wie begeistert war.

Wir spielten wieder vor allen. Ich kam relativ weit am Schluss dran. Zur Abwechslung begann ich aber nicht wie sonst mit Juli, sondern mit Helena. Dadurch, dass ich recht weit hinten war, konnte ich mir die anderen Rollen ansehen und hören, was die anderen gesagt bekommen. Mit fast allen wurde auch gearbeitet und irgendwie habe ich innerlich selbst versucht die Spielanweisungen umzusetzen.
Zwischen Hamburg und Leipzig hatte ich nicht viel Zeit meine Rollen nochmal großartig zu spielen, also habe ich bloß gestern geschaut, dass der Text sitzt. Denn ich wollte es mal so probieren. vorzusprechen, ohne sich großartig viel zurechtzulegen. Intuition ist das Zauberwort. Ich erhoffte mir dadurch mehr Natürlichkeit in die Sache zu bekommen, denn zu gestellt aussehen ist auch doof.
Außerdem habe ich im Laufe dieses Vorsprechens heraushören können, dass hier wohl gerne gesehen wird, wenn man mehr so agiert, wie es einem gerade in diesem Moment für richtig erscheint.

Also Helena als erstes.
Ich setzte an und bemerkte gleich beim ersten Satz, dass der leicht verkackt war. Okay, ich darf nicht nochmal von vorne anfangen, also muss ich jetzt das Ruder herumreißen und versuchen, das beste daraus zu machen. Sie ließen mich zu Ende Spielen, aber in Hamburg hat das irgendwie besser geklappt. Da hat alles, was ich tue irgendwie einen Sinn ergeben. Jetzt bin ich nur ein kleines Kind, die Barfuß durch den Raum rennt und irgendwelche hysterischen Liebesschwüre herumschreit. An wem ist unklar. (Von wegen Blick fokussieren (auf Demetrius) und so...) Aber ich durfte zu Ende spielen.
Ich wollte mich setzen, da fragte der Herr Rammler mich über unser Stück 19 Zimmer-Küche-Bad aus und ob ich nicht eine Szene daraus spielen könnte.
Düdüm.
Jaaaaaaaaa, das ist so eine Sache... Unser Stück setzte sich nämlich aus vielen kleinen Bausteinen zusammen, wie dem Programmheft (gaaaanz wichtig!!) den kleinen Dialogszenen, den ganzen Masseszenen und, ganz wichtig, aus vielen nonverbalen Aktionen zusammen. Wenn da irgendetwas fehlt, ist das ganze Stück nicht ganz so Massig und mit nicht so viel Wow und Sprachlosigkeit.
Aufgrund unseres rieesigen Ensembels (19 Leute) sind die wirklichen Sprechszenen nicht all zu gehaltvoll, so wie die Szene, für die ich mich entschlossen habe zu spielen.
Mein ehemaliger Deutschlehrer würde sagen, dass ich das mächtig gegen den Baum gefahren habe.
Mehr will ich dazu nicht sagen.
Nach dieser Vorstellung habe ich innerlich schon eingepackt.

Eine kurze Pause und dann noch Juli. Juli ist doch cool. Das muss doch klappen.
Die ersten beiden Passagen, dann wurde ich abgebrochen, AAAAABER ich musste mich nicht wieder hinsezten. Es wurde mit mir gearbeitet!! :D
Das erste mal wurde hier mit mir an der Rolle gearbeitet. "Sie kennen doch das Stück! Spielen Sie Juli mit mehr Selbstbewusstsein und entschuldigen Sie sich nicht für Ihr Vorhaben. Sie sind den anderen Menschen viel weiter voraus!"
Okay, also doch wieder so wie ganz früher.
"Jetzt rennen Sie zu sehr. Sie sollen nicht schneller werden."
Mist, das war die Aufregung. Okay, nochmal. Eeeinfach wieder so, wie ich es in Berlin gespielt habe. Hey, ich habe vor mich umzbringen, weil ich etwas besseres als ihr seid. Ich bin cool und ich falle nicht auf diese scheiß Welt rein.
Okay, ja, wenn die das so haben wollen. Eigentlich habe ich selbst mittlerweile eine andere Auffassung von der Rolle, aber whatever.
So ist halt das Business: nicht lange fragen, einfach machen.

"Okay, dankeschön!"
Bitteschön. Obwohl ich nicht einmal über die Hälfte hinaus gekommen bin.

Donnerstag, 12. März 2015

Der Kampf Nr. 3: Heimspiel! - Heimvorteil!? (Teil 1)

Nicht viel Zeit blieb mir zwischen Hamburg und Leipzig und dazwischen hatte es mich auch tierisch erwischt. Ich war total krank und meine Winter-Depressionen waren noch nicht ganz verflogen. Aber ich war auf einem guten Weg.
Am Wochenende davor ging es mir auch schon wieder viel besser, in jeder Hinsicht.
Außerdem hat mich C. im Facebook gefunden und L. hat mir wieder geschrieben. Wir hatten echt lange keinen Kontakt mehr und wir schrieben so über das Übliche. Wie geht es dir? Was machen die Vorsprechen? Solche Dinge halt und wie es der Zufall will, hatte auch L. am Donnerstag ein Vorsprechen. Hier in Leipzig.
Tja, meine Bude wird also voll. C und L kommen her, wir können gemeinsam zum Vorsprechen gehen, M wird auch da sein und ich treffe noch jemanden, die so wie ich zum Tag der offenen Hochschultür an der HMT war.
So gut ging es mir lange nicht mehr, umgeben von so vielen coolen Leuten, ich war zu Hause, die Glückwünsche von meinen Freunden, die wunderschöne Schule, in der ich früher, ganz früher immer Theaterproben hatte, noch zu Zeiten in denen die Oma dann immer schon auf dem Gang gewartet hat, weil ich ja nicht alleine nach Hause fahren kann (am Tag der offenen Tür kam dann alles wieder hoch) und einfach weil ich mich mittlerweile seeeeehr mit Leipzig angefreundet habe.
Alles war perfekt.

Mit der Straßenbahn fährt man 20 Minuten von Markkleeberg bis zur Schule. Ich kenne mich ja hier aus, nehmen wir einfach die Bahn 8:55 Uhr und sind zehn Minuten früher da. Das reicht. 9:30 Uhr sollten wir uns ja alle erst treffen im Zimmer 2.26 (mein alter Probenraum!!). Also alles easy peasy...
9:31 Uhr standen wir unten vor der Eingangstür.
Wir hechteten die Treppe zum Foyer hinauf, und hörten noch im vorbeirennen von der Pförtnerin, dass wir uns in einem anderen Zimmer treffen. Tja. Nur welches? Irgendetwas mit 3... 3.30? 3.35? oder doch 3.39?
VERDAAAAAAAMMT!!!!!! Das erste mal an diesem Tag, dass ich in eine semi-Panik ausgebrochen bin (gut, seit gestern Nachmittag ist mir eh schon wieder speiübel gewesen, weil ich seitdem nichts mehr zu tun hatte, was mich ablenken könnte, aber trotzdem war ich relativ entspannt...) Drei andere Mädels ereilte das gleiche Schicksal, wie uns dreien und zu sechst mit vereinten Kräften haben wir den Raum gefunden, in dem schon die Namen vorgelesen wurden.
Einen kleinen Herzstillstand habe ich erlitten, als ich gehört habe, dass sie schon beim Buchstaben F waren, aber die an der HMT verlasen die Namen nach Geschlechtern getrennt und alle Frauen saßen noch im Raum.
Okay. Es ist alles gut. Das wird ein guter Tag heute! Ich spüre es!