Dienstag, 19. Juli 2016

Der Kampf Nr. 10: kurzes Intermezzo oder Ferien an der Ostsee

I told ya so.
Ich muss vorsprechen gehen, aber wohin, wenn überall schon die Bewerbungsfristen vorbei sind, einige Schulen schon ihren neuen ersten Jahrgang gefunden haben, oder sonst keine ersten, sondern bloß noch zweite und Endrunden am Start sind, wohin es für mich noch ein seeeeehr langer Weg sein wird?

Nach Zinnowitz.
Die Theaterakademie dort ist keine normale staatliche Schauspielschule, aber auch keine wirklich krass private. Es ist irgendwie eine Berufsakademie. Man ist von Anfang an auf der Bühne tätig und bekommt sogar noch das eine oder andere Geld dafür. Keine Schulgebühren,
Aber Zinnowitz halt.
Schön. Wirklich. Ostsee. Meer. Strand. Touristen.
Yeeeey.
Naja, was solls. Es ist des Vorsprechens wegen.

Glücklicherweise habe ich mich doch noch dazu überreden lassen, am Samstag schon mit dem Auto hinzufahren und nicht wie eigentlich geplant Sonntag ganz früh,damit ich dann 11 Uhr da bin und abends wieder fahre.
So ganz kurzfristig habe ich glücklicherweise noch jemanden auf Couchsurfing gefunden, bei dem ich pennen kann. So unerwarteter Weise, weil nicht geplant und so.
Dieser Dude ist dann auch noch zufälligerweise im letzten Lehrjahr an der TAV, sprich er ist gerade fertig geworden.
Sprich er ist Schauspieler.
Krasser Scheiß. Jetzt einfach so mit 'nem riiichtigen Schauspieler zu tun zu haben.

Ich war so unglaublich krass motiviert. Schon die ganze Woche über. Klar, es gab dann kurz wieder diesen obligatorischen Ichkanngarnichtsundwiekommtsoetwaswieichaufdieideeschauspielerinwerdenzuwollentag, aber dieser Tag war auch bald vorbei,
Hochmotiviert fuhr ich also Samstag früh mit Sack und Pack und Auto zur Theaterprobe.
Ob ich in den Urlaub fahre.
Jaaaaa, naja einen Tag nach Zinnowitz, also irgendwie schon.
Gut, bei mir ist mittlerweile bekannt, wenn ich einfach mal so für einen Tag in eine ferne Stadt fahre, hat es zu 60% irgendwie etwas mit 'nem Vorsprechen zu tun.
Gerade Zinnowitz und das Theatrium ist irgendwie so miteinander verwoben.
Einige kommen von der TAV ans Theatrium oder kommen vom Theatrium an die TAV.
Eine ehemalige Mitspielerin dürfte da gerade noch sein. Ich soll sie lieb grüßen.
Klaaaar, als ob ich die finde, aber klar, machisch.
Hochmotiviert kam ich sogar noch in Zinnowitz an, schlief bei dem Schauspieler und hochmotiviert wachte ich sogar noch auf.
Wir gingen zur Schule. Hochmotiviert und natürlich die eine Studienkollegin von ihm, die am Vorabend mit uns nach Hause und am nächsten Morgen wieder mit uns zur TAV gelaufen ist, kommt auch aus Leipzig.
Natürlich ist es die eine aus dem Theatrium. Krass, wie sie einfach in dem Jahr gegangen ist, in dem ich gekommen bin. Wir haben uns voll verpasst.
Aber krass, wie klein die Welt ist und was für Zufälle es auf ihr gibt.

Es war einfach alles so wundervoll. Das Wetter, der Tag, die ganze Gesamtsituation.
Hochmotiviert war ich sogar noch, als ich in der Schule stand.
Anmeldung, Rollenliste ausfüllen, Warm-up mit den beiden Absolventen, Begrüßung durch die Dozenten, warten.
Warten. Warten. Warten.
Bei 30 Grad im schwarzen Kleid und Mantel herumrennen, weil Kostüm und so.
Endlich dran sein.

Es war wieder Zeit für die Nina.
Joar, 'nen soliden zweiten Platz würde ich sagen. Ich durfte ausspielen, die Dozenten waren meeega freundlich, alles war total entspannt dort. Ich war ganz zufrieden, auch wenn diese Darbietung Wien jetzt nicht getoppt hat. Es war nah dran und auf jeden Fall besser als in Rostock.
Dann durfte ich wieder hinausgehen.
Wieder warten. Warten, Warten. Warten. Warten.
Sich mit den Studenten unterhalten, mit den anderen Mitbewerbern (wir waren 14. VIERZEHN) unterhalten. Umziehen.

Die, die gerade die klassische Rolle gespielt haben, sollen jetzt die moderne spielen und andersherum.
Ich habe Juli und das Blind Date angegeben.
Wie cool sind die mit eigenen Szenen?
Wenn mich etwas die letzte Zeit befasst hat, dann das. Letztendlich entschied ich mich für das Blind Date. Nach zwei Jahren ist aus der Juli eben mal die Luft raus. Mittlerweile steht sie auch wieder in meinem Bücherregal und wird vielleicht mal wieder in ein paar Jahren herausgekramt, wenn in einem Theater meiner Wahl irgendwann norway.today auf dem Spielplan steht und ich die Juli spielen soll.
Als richtige Schauspielerin. Als Beruf. Für Geld.

Also das Blind Date.
Was denn das "eigene Szene", was ich dahintergeschrieben habe, bedeuten soll, fragte mit der etwas federführende Dozent in der Mitte (es waren 5 oder 7 Dozenten plus die beiden Absolventen im Raum).
"Jaaa, naja, die habe ich halt selbst geschrieben. Wenn das okay ist, dass ich das jetzt spiele..."
Ja, es war okay.
What shall I say?
Ganz ehrlich, DAS war einfach mal fabulös! Wiirklich,
Das ganze Ding wurde durchgehend gefeiert. Von Studenten und Dozenten. Ich war selbst ganz überrascht, wie sehr doch an genau den richtigen Stellen gefeiert wurde. Nicht so, dass die sich jetzt voll weggeschmissen hätten, aber ich musst aufpassen, dass ich nicht aus meiner Rolle herausfalle und mich freue, dass es so gut ankommt.
DAS war jetzt einfach perfekt.
Ob ich denn schon ein Stück dazu hätte. Nee, dazu kam ich noch nicht.
Aber ich soll sie auf dem Laufenden halten. Das würde sie wirklich interessieren.
Whoop whoop. Das läuft doch heute!

"So, jetzt bitte Ihr Lied."
Ehm ja. Genau. Da war ja was. Mein Lied. Mein Lied. Mein Lied. Mein Lieeeeeed!
Ich habe es tatsächlich bis zu meinem Lied geschafft. Ich soll jetzt auch noch singen.
In welche mir unbekannten Spähren dränge ich gerade vor?
Okay, singen. Das kann ich doch.
Jaa, ich kann singen, aber wenn ich zu hoch ansetze, keinen Bock habe abzubrechen und demnach genau in der Lage meines Registerwechsels singe, daaann ist das alles nicht mehr so ganz famos.
Egal, ich muss da jetzt durch. Die werden mich nicht ablehnen, weil mein Lied jetzt nicht so pralle war. Dafür gibt es ja die zweite Runde.
Die Spielwütige war in Potsdam auch endlos nervös und hat es trotzdem geschafft.
Es geht nicht primär ums Lied und soooooooo schlecht war ich jetzt auch nicht. Oder?
Dann war ich auch damit fertig und schaute voller Erwartungen die Dozenten an und sie mich.
Ein Moment der Stille.

"Wir benachichtigen Sie dann morgen per E-mail, ob sie weiter sind, oder nicht."
Hmkaaay. Ja. Schöööööön. Daaaann gehe ich jetzt mal wieder.
Bis morgen also warten.
Okay. Das schaffe ich schon irgendwie.
Das ist alles so toll verlaufen. DAS war definitiv neben Wien, das allergeilste Vorsprechen ever, außer, dass es eben nicht wirklich meine allerliebste Wunschschule ist, aber egal!
Das kann nur gut werden.

Hochmotiviert fuhr ich also wieder nach Hause.
Hoffentlich kommt die Mail noch bevor ich zur Probe fahre. Die Leute werden sich doch sicherlich wie die Geier auf mich stürzen.
Das taten sie natürlich auch und natürlich kam die Mail NICHT vor der Probe.
Nach der Probe wieder ein Blick in mein E-mail Postfach.
Da war sie.
Eine Mail von der TAV Vorpommern.
Spannuuuuuung!
Ich las schon den Kopf der Mail.

Sehr geehrte Frau Dietze, leider...

Leider...

Leider. Leider. Leider.
Ich musste gar nicht mehr weiterlesen.
"Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir Sie nicht zur Aufnahmeprüfung einladen."
Leider wieder nichts.

WARUM DENN DIESES MAL??

Dazu fällt mir jetzt gar nichts mehr ein.
Sonst kann ich immer sagen, dass es dort daran gelegen haben könnte, dort hat es daran gelegen und dort daran, aber jetzt?
Nicht, dass das jetzt DIE Schule war, an die ich unbedingt und auf jeden Fall hinwollte, aber trotzdem.
Einmal hätte es doch wenigstens klappen können.
Es lief doch so fantastisch.
Aber nö.

Soo, Katha hat jetzt keinen Bock mehr.





Vorerst.

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