Sonntag, 15. Februar 2015

Wanderlust

Wanderlust. So ein typisch deutsches Wort. Anders gesagt, das Wort "Wanderlust" gibt es nur im Deutschen. Die Lust zu wandern, mit Brotzeit und Wanderschuhen, mit Stock und Liedchen auf den Lippen. Das ist die Definition für Wanderlust.
Nun kommt es aber vor, dass Sprachen Wörter aus dem Vokabular anderer Sprachen nehmen und es sich selbst aneignen.
Wie bei Wanderlust. Das gibt es im Englischen nämlich auch, nur mit einer anderen Bedeutung.
wir würden Fernweh sagen.
Es sind heute noch genau 140 Tage, dann bin ich weg. Zwar wurde der Reisezeitraum weiter eingegrenzt, aber das ist egal. Ich bin dann weg. Durch die begrenzte Zeit musste ich meine Route noch mehr verkürzen. Aber egal. ICH BIN DANN WEG!!! :DD
Ich werde jetzt bloß nach Amsterdam fahren, von dort nach Den Haag, mit der Fähre nach Harwich, Manchester, Liverpool, Schottland muss ich weglassen um von Liverpool dann mit der Fähre nach Dublin zu fahren. (Dadurch, dass ich jetzt noch weniger Zeit habe, habe ich den Fokus jetzt mehr auf Irland gelegt.) Von dort aus dann sozusagen eine Runde rum, wieder nach Liverpool, vielleicht noch Wales und Südengland mit Brighton etc. aber auf jeden Fall geht es nach London. Dort werde ich auch (wenn es die Zeit zulässt eine Weile verweilen. Vielleicht nehme ich mir für mein London sogar ein richtiges Appartment... Wer weiß...)
Dann geht es ganz unspektakulär nach Dover/Calais und zum Abschluss verbringe ich noch ein paar Tage in Paris.
Es ist so unglalublich, wie dieser Plan langsam eine richtig handfeste Form annimmt; noch vor einigen Monaten hieß es, irgendwie durch Holland, England, Irland, Frankreich, hatte Spanien und Italien noch in der Route drinnen, ohne konkrete Ziele und jetzt habe ich schon ein konkretes Zeitfenster und den ungefähren Streckenverlauf.
Ich freue mich wirklich auf diese Reise, finde es auch gar nicht mehr erschreckend, alleine unterwegs zu sein. Einfach so ein Cut zwischen zwei Lebensabschnitten, ganz allein mit sich, viel Zeit zum angucken, nachdenken, schreiben, fotografieren und wasauchimmer. UND neue Leute kennenlernen.

Mehr als eine grobe Strecke und ein Zeitfenster braucht man ja eigentlich auch gar nicht. Oder doch?
Ich erinnere mich (un)gerne an die Zeit in New York vor 7 Jahren zurück. Es war sehr überwältigend, erst recht für eine 11-Jährige, die beinahe nicht nach Amerika fliegen durfte, weil an der Passkontrolle in Frankfurt bemerkt wurde, dass mein Kinderreisepass gar nicht Biometrisch war.
Überwältigend. Einfach dieses rieesige Stadt, die größte Stadt, die ich bis dato gesehen habe, war Berlin. Wir waren nur eine Woche dort und wollten natürlich so viel wie möglich sehen.
Bei dieser Reise sind uns, wie ich mit meinem jetzigen Verständnis sagen würde, zwei große Fehler passiert.

1. Wir hatten rein GAR KEINEN PLAN. Unser Hotel war direkt am Broadway, doch die ganzen Theater waren nicht da. Mist, doch bloß eine Medienlüge? NEIN, denn die Theater sind natürlich alle am Times Square. Das haben wir natürlich nicht gewusst. Wo der Times Square ist haben wir auch nicht gewusst UND wir haben nicht gewusst, dass die Metropolitan Opera und das Lincoln Center neben unserem Hotel waren.

2. Wir haben es nicht auf uns wirken lassen
Das schon touristisch (mit crocs, I ♥ NY-T-Shirt, und einer in NY gekauften Kamera bei der wir uns tüchtig übers Ohr hauen ließen) anmutende Mutter-Tochter-Gespann aus Deutschlandd macht also New York unsicher. Ein Foto von dieser Straßen, dieses Hochhaus da neben uns (bei dem es sich um das Rockefeller Center handelte --> keinen Plan gehabt) und wir müssen jetzt noch zum Central Park den morgen geht's zur Freiheitsstatue und nach Chinatown.
Jaaa, Fotos habe wir viele. Aber irgendwie hatten wir keine Zeit diese ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Endet bei mir damit, dass ich irgendwann noch während oder kurz nach der Reise heulend zusammenbreche (und das immer noch...) Man nimmt so unglaublich viele Dinge auf, mit allen Sinnen, wie zum Beispiel vor unseren Augen jemand verhaftet wird, wie vor unserem Hotel eine Verfolgungsjagd stattfindet mit Polizeikolonne, Sirenen, Hupen und dem ganzen Pipapo, wie man es nur aus Filmen kennt, wenn in der Subway Obdachlose durch den Zug laufen und einen fragen, ob wir etwas zu essen haben. Kein Geld, ESSEN!!, wie rieeesige Limousinen an uns vorbei fuhren, ich in einem Laden irgendwie gehört habe, dass irgendwo in der Nähe Rihanna sein muss und die eine Frau total ausgerastet ist oder wie wir einfach zwischen einer Absperrung durchgelaufen sind, ohne zu merken, dass wir vor irgendeinem teuren, berühmten Luxushotel standen (ich weiß natürlich nicht mehr, ob Plaza, Park Central oder doch das Ritz, oder ein ganz anderes), vor uns eine aufgewühlte Meute Teenager stand und wahrscheinlich jeden Moment die Jonas Brothers aus den Pforten treten. Und was wir sonst nicht alles noch so erlebt haben.

Um es kurz zu fassen, wir wollten sehr viel in sehr kurzer Zeit sehen, ohne einen annähernden Plan zu haben. Nichtsdestotrotz war es eine sehr schöne Reise und natürlich auch eine tolle Erfahrung.
Ab London 2012 habe ich angefangen, "Pläne" zu erstellen, was ich alles machen will. Das kann man dann natürlich wie es in Wien 2013 der Fall war, bis zum Exzess treiben und sich jeden Tag eine Art Stadtrundgang erstellen, aber so viel geplane, habe ich gemerkt passte auch nicht zu mir.
Viel wichtiger (und das seht ihr schon an der Textlänge) ist für mich Punkt 2 geworden.
Ich hatte mir in Wien (und in London schon ansatzweise) den Tag organisiert, habe aber oft die Pläne nie GANZ genau eingehalten. Meist gibt es ja auch nicht sooooooo endlos viel, was man alles wiiiiiiirklich wirklich wirklich wirklich sehen will. In Wien hatte ich dann auch das "Ritual", dass ich jeden Abend in den Stadtpark gegangen bin und einfach nur gesessen habe.
UND außerdem entdeckt man auch so manch schönen Ecken in einer Stadt, die in keinem Reiseführer stehen und die man sonst nie gefunden hätte, wenn man immer den Weg einhält und mit breit ausgefaltetem Stadtplan durch die Straßen zieht.

Ich werde mir also einfach die Zeit nehmen, die ich brauch, habe ein paar Dinge, die ich sehen will und wenn ich nicht alles schaffe, dann ist das auch nicht schlimm. Das habe ich nun schon durch meine Reiseerfahrungen gelernt.
In 140 Tagen wir das dann umgesetzt!

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