Sonntag, 4. Dezember 2016

Der Kampf Nr. 12: "And when I'm with friends, I like to have fun fun fun fun fun FUUUUUUUN!!!!!" (Teil 2)

Ich habe sehr famos geschlafen.
Mit Rucksack und Roxy habe ich mich dann auf den Weg zur HKB gemacht.
Roxy ist dabei, genau. Wer weiß, ob ich wieder singen muss und auch wenn ich diesen Chanson so sehr liebe (wobei, wenn ich ehrlich bin, habe ich mittlerweile auch schönere Sachen kennengelernt) ich kann ihn, wenn ich aufgeregt bin und ja, das bin ich unterbewusst immer noch beim Vorsprechen, nicht so fabulös singen, wie zu meiner Abiturprüfung zum Beispiel (da habe ich dieses Lied ja auch wochenlang vorbereitet, mit Einsingen und allem pipapo) oder auch wenn ich einfach zuhause singe.
Irgendwie war ich an der Busch auch neidsch auf all diejenigen, die wirklich schöne Lieder gesungen haben, denen man angesehen hat, dass sie es gerade total geil finden hier zu stehen und zu spielen und zu singen und dass bei mir beim letzten Vorsprechen eben alles so mit angezogener Handbremse war.
Jetzt spiele ich einen meiner eigenen Lieder.
Ich will mich ausleben. Dann spiele ich halt meinen eigenen Song, wenn es das ist, was ich mag, was mir Spaß macht und was mich erfüllt, dann ist das halt so.
Warum hinter irgendwas verstecken?
So wie meine eigene Szene kommen meine eigenen Lieder auch immer gut an und beides macht mir so unglaublich viel Spaß darzubieten.
Wenn es den Leuten nicht passt? Was habe ich zu verlieren? Einen mir eh nicht angebotenen Studienplatz? Wenn es den Leuten nicht passt, ist das auch defintiv nicht meine Schule.
Dann ist der zwölfte Versuch eben auch nicht MEIN Versuch.
'N Scheiß habe ich zu verlieren.

Die Schweiz macht es einen nicht einfach, wenn es um Kaffeepappbecher geht. Einen brauche ich nämlich noch als Requisit für meine Szene.
Ich meine, ich, als relativ grüner, linksversiffter Gutmensch finde es fabulös, dass es hier keine Pappbecher gibt und alle ihren Kaffee in ihre mitgebrachten Keramikbecher oder wasauchimmer abfüllen, aber ich als Vorsprecherin, die gerade noch ihre Requisiten zusammenkratzen muss (was bisher immer super geklappt hat) werde ein wenig panisch.
Gut, dann wird nur mit einem Becher gespielt.
Durch die Kaffeebechersucher bin ich punkt halb 10 angekommen.
Das war schon ein bisschen spät dran!
Aber die Schauspielschulräume sind hier ziemlich übersichtlich und die Leute, die draußen auf dem Hof standen und eigentlich nicht mehr mit irgendeinen Bewerber zum Namen abstreichen gerechnet haben, waren auch trotz meiner Verspätung (ey, kommt, sonst geht's doch auch nie PUNKT los...) mega entspannt.
(Wie war das noch gleich bei Vorsprechgedöns aller Art? "Bist du zu früh, bist du pünktlich; bist du pünktlich, bist du zu spät; bist du zu spät, kannst du gleich wieder nach Hause gehen.")

Erstmal umsehen...
Von einer wurde ich auch gleich sehr freudig begrüßt.
Ich kenne sie und ich freue mich gerade mega sie zu sehen, doch wer ist sie und wo haben wir uns schon gesehen?
Maaaan, wir sind doch auch auf Facebook befreundet.
Ich komme nicht drauf!
Gut, ein Aufwärmspiel habe ich noch Zeit, bis es peinlich wird.
Fuck.
Dann ist es mir doch noch eingefallen.
Meine Namensvetterin, die ich kennengelernt habe, als ich die Spielwütigen besucht habe, während sie in Leipzig gemeinsam in der ersten Runde waren.
(Wie wir uns damals kennengelernt haben: "Hallo, ich bin Katha.", "Dito." #friendsforlife)
Später haben wir uns nochmal am Konservatorium getroffen.
Sie sitzt auch noch im Boot. Na Mensch, ich dachte schon, ich tingel jetzt alleine mein drittes Jahr durch die Schauspielschulen.

Uuuuuuund es geht wieder los.
Diesmal spielte ich meine eigene Szene zuerst, denn auf die hatte ich am allermeisten Bock (mehr als auf Kristensen) und eigentlich wollen immer alle Penthesilea sehen, wenn sie auf dem Programm steht, weil Penthesilea. Weil krasses Stück, krasse Figur und Penthesilea halt.
Penthesilea.

So richtig Hoffnung mache ich mir hier irgendwie auch nicht. Irgendwie fehlt halt noch irgendwas beim Spielen und ich hoffe einfach, dass dieses irgendwas mein, ich nenne ihn jetzt mal Mentor, vom Theater sieht und mich in die richtige Richtung weist.
Sofern wir es auf die Reihe bekommen, uns endlich mal zu treffen.
Aber, darauf warte ich einfach, weil alleine komme ich einfach nicht weiter und DIEEEE Schulen, an denen mir wiiirklich etwas liegt, kommen ja erst ab Februar.
Obwohl, hier in Bern ist es eigentlich auch wundervoll.
Naja, let's wait and see.

Die eigene Szene also.
Diese habe ich am Sonntag nach der Probe meinen Theatermenschen vorgespielt und eigentlich kam sie recht gut an.
Das einzige, was wirklich bemängelt wurde, war, dass irgendwie nicht ganz klar war, mit wem ich spreche, Stichwort Fokus. Nicht ins Leere starren. Das Gegenüber tatsächlich vor einem sitzen haben. Schauspieltechnischer Urschleim, aber sehr wichtig und sehr leicht zu vergessen.
Die ersten paar Zeilen war ich tatsächlich nur damit beschäftigt, wohin ich jetzt schauen soll. Nach oben? Nein halt, das war zu weit nach oben, in die Ferne, weiter runter, auf einmal sah ich alles nur noch verschwommen und mir wurde schwindelig Falckenberg 2.0 okay, halt!
Jetzt schaue ich einfach irgendwohin, was vielleicht annähernd passen kann und konzentriere mich auf mein scheiß Spiel und nicht auf meine Augen.
So.
Lief doch recht gut würde ich sagen. Alle waren etwas verhalten, aber nach den anfänglichen struggels kam ich gut zurecht.
Habe ich gerade Spaß an der Sache?
Ja, man!

Wir waren eine relativ kleine Runde, weshalb wir ziemlich schnell mit den ersten Rollen fertig waren.
Gut für mich, denn ich saß auf heißen Kohlen. Ich will weiterspielen!
Wenn mein Plan aufgeht, kommt jetzt, naaaa?
Penthesilea.
So war es auch.
Chakka!

Ich habe mir da mal was neues ausgedacht, nachdem die Buschmenschen und die Stu(l)Le-Menschen (Das Stu(l)Le ist die Studierendentheatergruppe, in der ich mitspiele; die besagte Theatergruppe vom Sonntag, nicht zu verwechseln mit dem Theatrium)
nicht wirklich wussten, zu wem ich eigentlich spreche, da ich die Szene so angelegt habe, dass Prothoe, Meroe, die Priesterin und alle anderen Amaonen auf 'nem Hang oder so stehen, nun also nicht nur metaphorisch auf mich herabschauen, sondern auch buchstäblich und ich, hilfs- und ahnungslos alleine mit meinem getöteten Geliebten im Tal stehe.
Jedenfalls dachten alle, dass ich entweder zu Geistern oder zu drei Meter großen Menschen spreche.
Eeehm nein.
Jedenfalls spiele ich jetzt einfach die Leute im Raum an.
Die Dozenten sind Prothoe und die Priesterin, die anderen die Amazonen.
Okay, es bringt schon eine gewisse Komik mit sich, wenn ich die, zugegebenermaßen, nicht mehr ganz so junge Dozetin als "der ewig jungen Nymphen eine" bezeichne - ebenso ihr ziemlich verdutzter Blick, aber okay, das hätte ich wissen müssen, dass das Publikum Reaktionen zeigen kann.
Ja, es läuft famos.
Die Handbremse ist definitv nicht mehr angezogen.
Ich habe das Gefühl, dass ich mich der Situation fast vollständig hingegeben habe, verstehe, was mit dem "impulsiven Handeln" gemeint ist, was mir schon so oft um die Ohren gehauen wurde - es war einfach so viel besser als an der Busch, viel besser noch als am Sonntag.

Bern kommt definitv auf die Liste der allerbesten Vorsprechen, die ich hatte. Zusammen mit Wien auf Platz 1. Egal, ob ich jetzt weiter bin, oder nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen